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Thomas Lehenherr

Markus Weisser ist neuer Handballcoach im Trainerteam des TSV


Die Vorbereitung der Verbandsliga-Handballer des TSV Bad Saulgau auf die neue Saison hat bereits Mitte Juni begonnen – eigentlich wie gewohnt und doch ganz anders. Nach drei Jahren erfolgreicher Arbeit mit Aufstieg in die Verbandsliga hat Cheftrainer Thomas Potzinger mit Ende der vergangenen Saison aus beruflichen Gründen den TSV verlassen. Das Bad Saulgauer Urgestein Markus Weisser ist an seine Stelle getreten und komplettiert nun das Trainerteam um Henrik Utoft und Fitnesscoach Michael Traub.

Für die Handballgemeinde bietet sich im Rahmen der Jubiläumsfeier „100 Jahre TSV-Handball“ am Samstag, 27. Juli um 16 Uhr in der Kronriedhalle die Gelegenheit, ihren TSV im Freundschaftsmatch gegen den zwei Klassen höher rangierenden MTG Wangen anzufeuern. Als besonderer Leckerbissen empfängt um 19 Uhr Bundesligist BBW Bietigheim den HBW Balingen/Weilstetten. Zum Stand der Vorbereitung unterhielten sich Sportredakteur Marc Dittmann und Thomas Lehenherr mit dem Trainergespann.

 

Schwäbische Zeitung: Herr Weisser, was hat Sie dazu bewogen, bei Ihren schon so umfangreichen und zeitraubenden Tätigkeiten auch noch Trainer der ersten Männermannschaft zu werden?

Markus Weisser: Ja, das ist in der Tat eine gute Frage (lacht). Schon seit 50 Jahren bin ich beim TSV eng verbunden, zunächst als Jugendspieler, dann durfte ich in der damals sehr erfolgreichen Zeit als Regionalligaspieler unser Team unterstützen. Auch als Funktionär hatte ich schon fast alle Aufgaben wie Jugendleiter, im Vorstand, in der Spielplanung, als Schiedsrichter, als Trainer der zweiten Mannschaft und auch mal als Coach der Ersten. Die Spielplanung werde ich auch jetzt weiterführen. Nachdem Thomas Potzinger gesagt hat, dass er aufhört, haben wir nach einer internen Nachfolgelösung gesucht. Es ist sehr schwierig, einen externen Trainer zu finden. Mich hat die Aufgabe gereizt, aber alleine wollte ich das nicht machen. Es brauchte dann keiner großen Überzeugungsarbeit, nachdem Henrik Utoft und Michael Traub signalisiert haben, dass sie weitermachen. Wir verstehen uns als Trainerteam. Es gibt keinen Cheftrainer, wir ergänzen uns wunderbar.

 

SZ: Sie haben ja mit der Lösung bis nach der Saison dichtgehalten, es drang fast nichts nach außen.

 

Traub: Der sportliche Leiter, Björn Keller, hat mit uns gesprochen. Für Henrik und mich war klar, wir möchten mit Markus Weisser weitermachen, weil er sehr gut ins Team passt und wollten dies natürlich erst der Mannschaft mitteilen, bevor wir an die Öffentlichkeit gehen.

 

SZ: Wer macht die Trainingspläne?

 

Utoft: Das Training wird im Team besprochen, die Trainingspläne werden von uns gemeinsam zusammengestellt. Es gibt keine feste Zuteilung, wir sind flexibel. Natürlich hat jeder von uns seine Neigungen und Stärken. Als ehemaliger Torhüter liegt mein Augenmerk logischerweise eher auf der Arbeit mit den Torhütern und der Abwehr.

 

Weisser: Wir bauen auf der Vergangenheit auf, wollen uns stetig weiterentwickeln. Das heißt, dass wir unsere Vorstellungen auf einen Nenner bringen und unser Training dann entsprechend gestalten.

 

SZ: Was heißt das konkret?

 

Utoft: Unser Kader setzt sich aus vielen eigenen und vor allem jungen, körperlich nicht sehr großen Spielern zusammen. Wir setzen daher eher auf Tempo-Handball, das trainieren wir bereits ständig. Wir müssen aus dem Potenzial, das wir haben, das Optimale herausholen. Da sind wir gerade dabei und das klappt bislang sehr gut. Wir machen dieses Jahr keine Sommerpause, so dass die Akteure, die nicht in den Urlaub fahren weiter trainieren können, zum Beispiel auch mit der A-Jugend oder der zweiten Mannschaft. In Bad Saulgau sind die Hallen über die Sommerferien eine Weile geschlossen. Da sind wir froh, dass wir die Halle auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände in Hohentengen nutzen können und so durchtrainieren können. Für den Urlaub appellieren wir an die Selbstverantwortung der Spieler. Jeder muss da für seine körperliche Fitness selber sorgen.

Traub: Die Spieler machen sehr gut mit. Wir wechseln von Saison zu Saison mit unserem Trainingsprogramm ab. Diesmal haben wir zu Beginn der Vorbereitung nicht mit für Handballer eher stupidem Joggen, sondern gleich in der Halle mit Balltraining begonnen, um auch den Spaßfaktor zu steigern. Wir haben uns gebrauchte Spinning-Bikes angeschafft, machen Zirkel und Krafttraining, viel auf die spielerische Art. Das ist eine etwas andere Philosophie wie bisher, aber das Training kommt gut an. Man merkt es auch bei der Trainingsbeteiligung, die gut ist. Wir sind zufrieden mit dem jetzigen Leistungsstand.

 

SZ: Zum Ende der vergangenen Saison beendeten einige Akteure ihre Handballkarriere. Es gibt keine Neuzugänge. Reicht die Kadergröße für eine erfolgreiche Verbandsligasaison aus?

 

Weisser: Wir haben 19 Spieler im Kader und keinen Neuzugang zu vermelden. Es sind hauptsächlich Eigengewächse und das ist toll für den Verein und die Zuschauer. Das merkt man schon jetzt im Training, man kennt sich, die Begeisterung ist da. Jeder nimmt am Training teil, auch wenn jemand mal eine Verletzung hat, ist er zumindest dabei und schaut sich an, was die anderen machen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. Dass der Verein sich vor einiger Zeit entschieden hat, hauptsächlich mit Eigengewächsen weiterzumachen, merkt man auch an den Zuschauerzahlen. Die Halle war eigentlich immer voll bei den Heimspielen. Wir hatten im letzten Jahr ca. 20% mehr Zuschauer als zuvor.

 

Utoft: Von der Größe her reicht der Kader. Irgendwann müssen wir uns natürlich entscheiden, welche 14 Spieler zum festen Kader gehören und für die Spiele gemeldet werden. Immer zum Team dazu gehören unsere Physios Jana Gönner und Nick Reiser, die sich vorbildlich um die körperliche Gesundheit der Spieler bemühen. Auch Heinz Kaufmann ist wieder mit von der Partie.

 

SZ: Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

 

Weisser: Ziel ist es, möglichst schnell den Klassenerhalt zu sichern und nicht mehr so viele Punkte leichtfertig zu vergeben. In der vergangenen Saison hat der TSV trotz guter Leistung einige Spiele aus der Hand gegeben. Auch sollten wir versuchen, auswärts mehr zu punkten. So knapp wie zunächst befürchtet war es mit dem Erreichen des Klassenerhalts in der letzten Saison dann am Ende doch nicht, weil sich Steinheim auf Grund von Personalproblemen für die kommende Runde nicht anmeldete. So ist sogar Winzingen/Wißgoldingen/Donzdorf als Zweitletzter in der Liga geblieben. Auf solche Umstände sollten wir uns natürlich nicht verlassen und wie gesagt, möglichst früh für Klarheit sorgen.

Utoft: Die meisten Heimspiele liefen in der vergangenen Saison ganz gut, auswärts lief’s meist nicht gut. Wir sollten mehr Stabilität in unser Spiel bringen.

 

SZ: Wie soll das gelingen?

 

Weisser: Wir müssen an einigen kleinen Stellschrauben drehen. Wie schon gesagt, es muss mehr Tempo in unser Spiel. Das Rückzugsverhalten muss schneller, besser laufen, das ist eigentlich gar nicht so schwer. Wenn man rechtzeitig losläuft, ist man schneller zurück. Wir haben uns zudem die einzelnen Spieler angeschaut und uns zusammen mit Michael überlegt, wo kann man beim Einzelnen etwas verbessern, wie kann man ihn weiterbringen. Da geht es um Fitness, Schnelligkeit und so weiter. Ein Spieler mit 70 Kilogramm Körpergewicht sollte in der Regel schneller auf den Beinen sein als einer mit 120 Kilogramm. Bei den ehemaligen A-Jugendspielern ist in der Regel mehr Fitness- und Kraftaufbau gefragt.

 

Utoft: Zum Glück ist die Umstellung nicht so groß, da wir in der Jugend und in der zweiten Mannschaft ein ähnliches Spielsystem anwenden, die Laufwege sind ähnlich.

 

Weisser: Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist, den Spielern bei der Entscheidungsfindung, welche Aktion wann richtig ist, zu helfen. Die Akteure müssen oft innerhalb von Sekundenbruchteilen eine Entscheidung für einen Pass oder einen Wurf fällen. Diese Entscheidungshandlungen müssen sich meist nach der gegnerischen Abwehr richten. Das müssen die Spieler lernen.

 

Traub: Immer wieder wird nach der Handschrift der Trainer bezüglich der Spielgestaltung gefragt. Wir möchten aber auch die Handschrift der Spieler sehen, die im Spiel selber Entscheidungen treffen müssen. Die Kommunikation der Mannschaftsspieler untereinander und die zwischen Spielern und Trainerteam muss deshalb stimmen.

 

Weisser: Wir sind offen für alle. Jeder soll sprechen dürfen, wir hören uns alles an. Was wir aber erwarten, ist Einsatz und Körpersprache. Die Spieler sollen sich gegenseitig puschen. Man soll auch von außen sehen, dass sich alle bedingungslos in den Dienst der Mannschaft stellen und alles geben, auch wenn’s mal nicht so läuft. Da darf man nicht den Kopf hängen lassen. Unser neuer Mannschaftskapitän Fabian Kohler wird mithelfen, dies umzusetzen.

 

SZ: Zeigt das neue Trainingskonzept schon Wirkung bei Testspielen?

 

Weisser: Wir hatten einen ganz guten Auswärtsauftritt gegen die erste Mannschaft der MTG Wangen. Da hat die Mannschaft das umgesetzt, was wir im Training geübt haben und viele richtigen Entscheidungen getroffen. Wir haben nur mit ein oder zwei Toren verloren, aber das Ergebnis ist bei solch einem Vorbereitungsspiel absolut zweitrangig. Gegen Wangen spielen wir auch bei unserem 100jährigen Jubiläum am 27. Juli um 16 Uhr in der Kronriedhalle. Wir würden uns auf viele Zuschauer freuen. Ansonsten gab es noch ein Testspiel gegen den hochklassigen TV Blaustein und wir spielen noch zwei Mal gegen den TV Ehingen aus der Südbadenliga, allerdings alle ohne Zuschauer.

 

SZ: Kennen Sie schon die Zusammensetzung der neuen Verbandsliga und wie schätzen Sie die Stärken der anderen Teams ein?

 

Weisser: Es sind wie auch im letzten Jahr 12 Teams gemeldet, davon werden vier bis fünf neue Mannschaften in unserer Staffel sein. Die Fahrtstrecken zu den Auswärtsspielen sind zum Glück diesmal nicht alle so weit wie im letzten Jahr. Die Stärke der Mannschaften können wir kaum einschätzen, da vor allem im Stuttgarter und Göppinger Raum bei der großen Vereinsdichte viele Spieler hin und herwechseln. Die Runde geht am 21. September los.

 

Utoft: Wir müssen deshalb eher auf uns schauen, unsere Ideen ins Spiel bringen und uns auf unsere Stärken konzentrieren.

 

SZ: Wir danken Ihnen für das Gespräch
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