Auch zu der eher ungewöhnlichen Zeit am Sonntagabend strömten die Fans in Massen in die Kronriedhalle, um ihren TSV beim letzten Saisonspiel gegen den Tabellenfünften Esslingen zu unterstützen. Nach dem Spiel wurden Cheftrainer Thomas Potzinger (berufliche Gründe), Kapitän Jochen Schäfer, Torhüter Patrick Maas, die ihre Handballkarriere beenden und Physiotherapeutin Sabrina Gasser von den Vereinsverantwortlichen verabschiedet. Das Publikum honorierte deren jahrelanges Engagement für die Mannschaft mit lang anhaltendem Applaus.
Doch der Reihe nach: Obwohl der Ausgang des Spiels keinen Einfluss mehr auf die Platzierung hatte und somit die Spannung vermeintlich etwas fehlte, enttäuschte der TSV seine Fangemeinde nicht, zeigte die richtige Körpersprache, hatte zwar etwas Anlaufschwierigkeiten, fing sich dann aber wieder und gewann am Ende verdient mit 35:31 (16:17). Zu Beginn konnte man sogar etwas wie Nervosität spüren beim TSV. Viele Bälle wurden leichtsinnig hergegeben, Stockfehler bestimmten zunächst das Spiel. Die Gäste nahmen diese Einladung gerne an und nutzten vor allem durch den agilen Thorben Merk ihre Chancen. Es waren nur gut neun Minuten gespielt und der TSV lag schon mit 3:7 im Rückstand. Doch dann ging ein Ruck durch die Platzherren, die Abwehr stand sicherer und die Spielzüge nahmen so langsam Gestalt an. Torhüter Patrick Maas konnte gegen Ende der ersten Halbzeit einige Würfe des Gegners gekonnt unschädlich machen. Vor allem Marco Weisser, Niklas Gönner, Marc Jung und Jonas Dück zogen das Tempo an und Jochen Schäfer sowie Marc Kuttler gaben der Abwehr Sicherheit. Als Linkshänder Matthias Fuchs zum 14:12 für den TSV traf, war allen in der Halle klar, dass heute gegen den Tabellenfünften was drin sein könnte. Im zweiten Abschnitt steigerte der TSV dann nochmals das Tempo und die Aggressivität in der Abwehr. Vom Gegner gab es fortan weniger freie Würfe aufs Tor, die Torhüter David Bakos teilweise glänzend parieren konnte. Den ab der 45. Minute erarbeiteten Vorsprung gab der TSV dann auch zum Ende nicht mehr her, obwohl die Gäste alles versuchten, um vielleicht doch noch die Wende herbeiführen zu können. Eigengewächs Felix Lang konnte seine Schnelligkeit ausspielen und zwei Kontertore erzielen, Kreisläufer Patrick Fritz überwand mit gefühlvollen Hebern den gegnerischen Torhüter. Alexander Kilian und Dean Martin trafen von Rechtsaußen, Fabian Kohler spektakulär von Linksaußen und Marc Kuttler aus dem Rückraum.
Gästetrainer Christian Straub lobte im anschließenden Pressegespräch den TSV samt Publikum. "Glückwunsch an Bad Saulgau. Es spricht für den Verein, dass er trotz quasi eines Freundschaftsspiels, bei dem es um nichts mehr ging, die Halle voll bekommt. In der zweiten Halbzeit haben wir die meisten Tore über die erste und zweite Welle kassiert. Es war ein verdienter Sieg für den TSV. Was das Gesamtabschneiden angeht, bin ich aber mit unserem fünften Tabellenplatz zufrieden", sagte Straub. Der scheidende TSV-Trainer Thomas Potzinger strahlte zum Saisonschluss nochmals ob der guten Leistung seines Teams. "Nochmals vielen Dank an unsere Fans. Wir haben das beste Publikum der Verbandsliga. Wir haben uns während meiner drei Jahre an unsere Vereinsphilosophie gehalten und vor allem mit jungen Bad Saulgauern eine neue Mannschaft kreiert. Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen, und das hat man auch beim heutigen Spiel gesehen. Wir möchten unseren jungen Spielern hier die Möglichkeit bieten, auf relativ hohem Niveau Handball zu spielen", sagte Potzinger. "Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Wir werden uns sicher wieder bei den Heimspielen sehen. Ich glaube nicht, dass der Verein für nächste Saison noch viele Spieler einkaufen muss. Es bleiben im Moment von den jungen Spielern viele da und ziehen nicht zum Studieren weit weg. Hier kann richtig was entstehen", ergänzt Thomas Potzinger.
Das Zittern um den Klassenerhalt geht indes weiter, wenngleich beim TSV eine vorsichtig optimistische Stimmung vorherrscht. Alle Blicke richten sich nun auf die Abstiegssituation der dritten Bundesliga Süd und auf die Aufstiegs-Relegationsspiele der Württembergliga Süd. Eine Voraussetzung für den Klassenverbleib des TSV ist, dass der HT München und nicht der HBW Balingen/Weilstetten 2 von der 3. Bundesliga in die Baden-Württembergoberliga absteigt. München ist im Moment 14., Balingen/Weilstetten 13. Weitere Voraussetzung ist, dass entweder Albstadt oder Wangen oder beide Teams aus der Württembergliga ihre Relegationsspiele erfolgreich bestreiten und in die Baden-Württembergoberliga aufsteigen. Albstadt ist bereits Meister, Wangen zweiter. Frühestens am Mitte Mai, spätestens jedoch am 25. Mai steht dann fest, ob der TSV den Ligaverbleib geschafft hat.
TSV: Bakos, Maas, (beide im Tor), Dück (1), Schäfer (8/davon 4 Siebenmeter), Kuttler (6), Fritz (3), Martin (1), Kohler (2), Gönner (3), Weisser (4), Jung (2), Balan, Kilian (2), Beutter, Fuchs (1), Lang (2).
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